Der Einzelhandel steht vor gewaltigen Herausforderungen und für viele Unternehmen wird es ein unendlicher Überlebenskampf. Für den stationären Einzelhandel in der Region wird es in meinen Augen noch schwerer als für den Einzelhandel in den Städten, wobei auch hier nicht mehr alles rosig erscheint. Um die richtigen Entscheidungen für die Zukunft zu treffen, ist folgende Einsicht notwendig: Die Coronapandemie hat den Trend in Richtung Online- und Versandhandel nur beschleunigt, aber nicht ausgelöst.

Umsatzentwicklung im Einzelhandel

Online-Handel und Versandhandel waren 2020 die Stützpfeiler der deutschen Wirtschaft, die im übrigen schwer getroffen wurde. Einzelhandel und Bau konnten in 2020 sogar ein Wachstum gegenüber 2019 verzeichnen, wobei das Wachstum im wesentlichen durch den Online- und Versandhandel generiert wurde. Für jeden Einzelhändler wird es zukünftig ganz entscheidend darauf ankommen, ob und wie der Einstieg ins Online-Business gelingt. Die Zusammenarbeit mit einer Online-Agentur mag da sicherlich helfen, aber alleine der Online-Shop wird für die wenigsten den erhofften Erfolg bringen.

Wie anhand der Zahlen des Statistischen Bundesamts zur Umsatzentwicklung im deutschen Einzelhandel während des Corona-Krisenjahres 2020 deutlich zu sehen ist, gibt es Gewinner und Verlierer. Während der reale Umsatz im Einzelhandel insgesamt um 3,9 % gegenüber dem Vorjahr zugenommen hat, haben einzelne Branchen zum Teil starke Verluste hinnehmen müssen. Zu den klaren Verlierern gehören Kaufhäuser und Einzelhändler mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren. Hier brach der Umsatz um 23,4 % gegenüber dem Vorjahr ein. Die betroffenen Einzelhändler müssen sich fraegen, ob sie diesem Trend wirklich etwas entgegenzusetzen haben.

Infografik: Modegeschäfte und Kaufhäuser sind die großen Verlierer | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Innenstädte vor dem Aussterben bewahren

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier will nun immerhin die Innenstädte vor dem Aussterben bewahren, indem er neue “Erlebnisräume” mit Kultur und Gastronomie schaffen will.

Kreative Lösungen müssen entwickelt werden, um das Ladensterben in Deutschlands Städten zu verhindern. Deutschlands Innenstädte sind ein wichtiger Teil des gesellschaftlichen Zusammenlebens und unseres Wirtschaftsstandortes. Sie sollen wieder Lieblingsplätze für die Menschen werden.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier anlässlich eines Gesprächs mit Vertretern von Unternehmen, Kommunen und Verbänden

Schöne Worte eines Bundeswirtschaftsministers, wie wir sie schon allzu oft gehört haben. Man fragt sich nur, ob der Wirtschaftsminister sich wirklich über den Einzelhandel Sorgen macht. Der stationäre Einzelhandel steht nicht nur in Deutschland vor gewaltigen Herausforderungen. Ein Ausweg aus der Krise und eine langfristige Perspektive ist von vielen Faktoren abhängig.

Verlorene Kunden zurückholen

Im Zuge der Coronapandemie mussten die Geschäfte in Deutschland wiederholt monatelang schließen. Wie die nachfolgende Grafik auf Basis von Daten der Internetseite Crosscan zeigt, hat die wöchentliche Besucherfrequenz im Einzelhandel in den ersten Kalenderwochen 2021 teilweise um mehr als 80 % gegenüber dem Vorjahr abgenommen. Dem stationären Einzelhandel muss es mit Angeboten, kreativen Aktionen und Werbung gelingen, Präsenz zu zeigen und zumindest einen Teil der verlorenen Kunden wieder zurückzuholen.

Infografik: Leere Geschäfte | Statista Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

Den Markt erweitern durch einen Online-Shop

Für viele Einzelhändler führt nur ein eigener Online-Shop aus der Krise. Sie müssen ein zweites Standbeim im Internet aufbauen, um überhaupt eine Perspektive für die Zukunft zu entwickeln. Je früher, desto besser. Das allein wird jedoch in den wenigsten Fällen genügen, da die Konkurrenz auch im Internet nicht schläft. Online gelten andere Regeln als im stationären Handel und diese müssen Einzelhändler erst erlernen.

Das Internet in den Laden holen

Der stationäre Einzelhandel muss den Laden zur Bühne für neue Produkte, Aktionen und Services umbauen, idealerweise in Kombination mit den Möglichkeiten der Digitalisierung und des Internets. Reales und digitales Leben verschmelzen immer mehr miteinander. Diesen Trend muss der stationäre Einzelhandel aufgreifen und für sich nutzen. Die Grenzen zwischen stationärem Handel und Internet müssen verschwinden.

Für den Kunden muss es sich wieder lohnen, den Laden in der Stadt zu besuchen. Immerhin nimmt er einige Hürden auf sich, um in die Stadt zu fahren. Wer in den Laden geht, will etwas besonderes haben, was er online nicht findet. Das kann ein Schnäppchen sein, aber auch das klassische Produkt, das im Laden an die individuellen Bedürfnisse oder Wünsche angepasst wird. Individualisierung ist das Stichwort.

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